Die Freiheit genießen Teil 1
1. Tag 338 Km 10.6.98 Mittwoch
Um 7:00 Uhr trafen wir uns bei Familie Kitzberger sen. in der Pfalzgasse um die erste
Etappe unseres Urlaubes in Angriff zu nehmen.
Wir verließen Wien über die Südosttangente, wobei wir noch kurz vorher Günter
aufgabelten und fuhren auf der Südautobahn bis Grimmenstein. Anschließend ging es auf
der Bundesstraße weiter bis Gleisdorf. Bis Lieboch quälten wir uns wieder auf der
Autobahn ab, und fuhren über Voitsberg und Köflach, über die Pack und in weiterer Folge
durch Völkermarkt nach Leibsdorf . Hier war unsere erste Etappe zu Ende und wir genossen
einen wunderschönen Abend in familiärer Atmosphäre bei den Woldrichs.
2. Tag 255 Km 11.6.98 Donnerstag
Abfahrt um 9:15 Uhr. Ziel dieses Tages war ursprünglich die Umgebung von Bozen in
Südtirol, aufgrund des Schlechtwetters änderten wir aber den Streckenverlauf dieser
Etappe. Diese Änderung stellte unseren gesamten Urlaubsplan komplett auf den Kopf, was
wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußten.
Nachdem wir durch Ferlach und das Rosental bis Arnoldstein gefahren sind gaben wir dem
katastrophalen Wetter nach und beschlossen kurzerhand auf der Autobahn nach Lignano zu
fahren und uns dort bis Sonntag einzunisten und einfach mit der Seele zu baumeln.
3.Tag 0 Km 12.6.98 Freitag
Ein bißchen einkaufen, ein bißchen ausrasten und ein bißchen spazieren gehen.
4. Tag 21 Km 13.6.98 Samstag
Nach einem herrlich erfrischenden 10 Km Spaziergang und Toni´s Entschluß sich endlich
neue Motorradstiefel zu kaufen, mußten wir nun doch wieder aufs Motorrad, da die
erstandenen Stiefel leider nicht den Anforderungen entsprachen und letztendlich wieder in
Bargeld verwandelt wurden.
5. Tag 246 Km 14.6.98 Sonntag
Nachdem nun endlich auch im Landesinneren wieder Schönwetter angesagt war, ging es nun
endlich mit unseren Motorrädern weiter.
Wir fuhren, selbstverständlich auf der Bundesstraße, über Latisana, Codroipo und
Pordenone nach Vittorio Veneto und über Belluno nach Agordo. Endlich befanden wir uns
wieder in den Bergen. Über den Passo di Pordoj gelangten wir nach Pozza di Fassa, wo wir
das nächste Quartier bezogen. Obwohl wider erwarten die meisten Hotels noch geschlossen
hatten, fanden wir mit Glück im Hotel Villa Mozart Unterschlupf, was sich als sehr
angenehm herausstellte.
6. Tag 184 Km 15.6.98 Montag
Nach einem Kurzaufenthalt in Südtirol bewegten wir uns wieder nach Österreich. Über
den Passo di Costalunga (3) ging es durch das wunderschöne Eggental nach
Bozen, von wo wir weiter nach Meran fuhren. Anschließend ging es dann über Resia und den
Reschenpaß Richtung Nauders und weiter nach Landeck und Prutz, wo wir letztendlich
Quartier für zwei Nächte bezogen.
7. Tag 243 Km 16.6.98 Dienstag
(Kilometerleistung entspricht der Fahrt nach Innsbruck)
Kleinere Probleme treten in jedem Urlaub auf. Diesmal mußten bei meinem Motorrad die
Bremsen gewechselt werden. An sich kein Problem, es sei denn man hat keine passenden
Bremsbeläge dabei. Also begaben wir uns auf die Suche. Zuerst fuhren wir durch das
Pitztal nach Imst, um bei einer großen Motorradwerkstatt unser Glück zu versuchen. Pech
gehabt. Der zweite Versuch erfolgt, ebenso erfolglos beim Forstinger.
Nachdem das Vorderrad aber bereits ausgebaut war, beschlossen Toni jun. und Günter
nach Telfs zu fahren um die fehlenden Teile dort zu besorgen. Ebenso erfolglos wie schon
bei den Versuchen zuvor kehrten sie zurück, hatten jedoch erfahren, daß auf der
Bundesstraße Richtung Bregenz eine große Werkstatt sei, die die passenden Bremsbeläge
auf jeden Fall habe. Also bauten wir die alten Bremsbeläge wieder ein und begaben uns auf
die abenteuerliche Reise. Durch zahlreiche Umleitungen und Baustellen unserer Zuversicht
beraubt die gesuchte Werkstatt auch zu finden, beschlossen wir kurzerhand uns zu trennen.
Während ich nach Innsbruck fuhr um die Bremsbeläge zu besorgen und sie wie durch ein
Wunder auch bekam, fuhr der Rest über die Silvretta-Hochalpenstraße und die Bleierhöhe
Richtung Bludenz und im Anschluß daran wieder (wegen des plötzlich auftretenden
Schlechtwetters leider durch den Arlberg-Tunnel) nach Prutz, wo wir uns alle wieder
trafen.
8. Tag 209 Km 17.6.98 Mittwoch
Nach unserer Abfahrt in Prutz fuhren wir in die Zollfreizone nach Samnaun um ein
bißchen einzukaufen. Besonders unseren Zigarettenvorrat wollten wir preisgünstig wieder
auffüllen. Dies scheiterte jedoch an einem besonders netten Österreichischen Zöllner,
der uns die billig erworbenen Zigaretten zum größten Teil wieder abnahm. Mit den dadurch
sehr teuer gewordenen verbliebenen Zigaretten (ca. 75,-- öS je Packung) und ein bißchen
Wut im Bauch verließen wir das schöne Österreich um uns in die Schweiz zu begeben.
Durch das wunderschöne Untere Engadin fuhren wir über Zernetz nach St. Moritz um
anschließend am Silsersee eine kleine Rast einzulegen und uns für die Überquerung des
Malojapasses vorzubereiten. Nach dessen Besteigung erreichten wir wieder Italien und
fuhren über Castasegna und Chiavenna bis Nuova Olonia. Das Quartier nicht weiter
erwähnenswert war wieder ein Tag zu Ende.
Bei der Besprechung der nun folgenden Etappen gebaren wir die Idee wieder nach Pozza
die Fassa zu fahren, uns dort für 3 Nächte einzunisten und die Gegend von einem fixen
Quartier aus unsicher zu machen.
9. Tag 417 Km 18.6.98 Donnerstag
Die längste Etappe unseres Urlaubes begann mit der langweiligen Fahrt über Sondrio
nach Tirano. Um ein bißchen "Berg" in die bis dahin öde Strecke zu bringen,
fuhren wir in Richtung Berninapaß, um kurz vor erreichen desselben, nach Rechts über den
Forzola di Livigno in die Zollfreizone nach Livigno zu fahren. In der Hoffnung unseren
Schaden beim Zigaretteneinkauf im Samnauntal etwas mildern zu können, gingen wir erst
etwas essen um zum Zeitpunkt unserer Weiterfahrt mit Entsetzen feststellen zu müssen,
daß so gut wie alle Geschäfte und sogar die Tankstellen geschlossen haben und wir so
unsere Einkaufspläne wieder vergessen konnten. Mit etwas Wartezeit hatten wir jedoch das
Glück eine Tankstelle zu finden, um wenigsten unsere Tanks etwas günstiger als normal
auffüllen zu können. Wir verließen Livigno und fuhren über Bormio wieder nach Tirano
um den nächsten Teil unserer Fahrt nach Pozza di Fassa anzutreten. Über Edolo erreichten
wir den Passo di Tonale und in weitere Folge den Passo di Mendola um anschließend durch
das Eggental und über den Passo di Costalunga unser Tagesziel, Pozza die Fassa, zu
erreichen, wo wir uns diesmal für 3 Nächte im Hotel Villa Mozart einquartierten.
10.Tag 259 Km 19.6.98 Freitag
Eine kleine Rundreise über die Pässe der Gegend war angesagt. Nachdem wir den Passo
di Sella überkletterten, nahmen wir gleich den Passo di Gardena in Angriff um
uns ohne lange zu zögern gleich der Furkelhöhe zu widmen. Da wir nun feststellten,
daß wir uns in der Nähe der Österreichischen Grenze befanden, machten wir gleich einen
Abstecher nach Sillian um unsere Bargeldvorräte etwas aufzufrischen und etwas
anständiges in den Magen zu bekommen. Anschließend fuhren wir durch das Höhlensteintal
nach Cortina d‘Ampezzo um den Passo di Falzarego kennenzulernen. Über den Passo di
Pordoj erreichten wir wieder unser Quartier um uns auf den nächsten Tag vorzubereiten.
11. Tag 239 Km 20.6.98 Samstag
Nach überqueren des Passo di Costalunga machten wir atemberaubende Filmaufnahmen im
Eggental. Bei der Weiterfahrt ließen wir Bozen links liegen (In diesem Fall eigentlich
rechts) um nach Ora zu fahren und die herrliche Bergstraße nach Predazzo zu genießen.
Nun nahmen wir uns den Passo di Rolle zur Brust um anschließend gleich den Passo die
Cereda in unsere Pässe-Sammlung aufzunehmen. Über Agordo und den Passo di San Pellegrino
kamen wir wieder zurück nach Pozza di Fassa um unsere letzte Nacht an diesem Ort zu
genießen.
12. Tag 316 Km 21.6.98 Sonntag
Wir begaben uns wieder nach Österreich. Über den bereits mehrmals befahrenen Passo di
Costalunga wählten wir diesmal nicht die Strecke durch das Eggental, sondern bezwangen
den Passo di Nigra um durch das Tierser Tal zu fahren um nicht mehr in die Nähe von
Bozen zu kommen. Wir verließen Italien über den Brenner-Paß und stellten uns gleich der
Herausforderung des Arlberg-Passes. Unter dem Motto "Nobody is perfect", mußten
wir uns der Tatsache stellen, daß Dina bei der letzten Rast ihre Tasche mit Geld,
Ausweisen, usw. vergessen hatte, also entschlossen sich Toni jun. und Dina zu einem
Kurzausflug (150 Km). Der Rest der Truppe erholte sich einstweilen von den Strapazen der
letzten Tage um nach ca. 11/2 Stunden erfreut festzustellen, daß nicht alle
Menschen Gauner sind, da die Tasche noch genau dort lag, wo wir sie zurück ließen. Nun
ging es wieder weiter. Wir fuhren Richtung Bludenz nach Thüringen um uns in etwas
luftiger Höhe in St. Gerold für die nächsten zwei Nächte breit zu machen.
13. Tag 158 Km 22.6.98 Montag
Nach einem Kurzausflug auf den Bodensee und die Gegend von Lindau, beschlossen wir
wegen des dort herrschenden starken Verkehrs die Bodenseegegend zu verlassen und dafür
den Bregenzer Wald unsicher zu machen. Über Damüls und Fontanella-Faschina erreichten
wir dann Sonntag. Ab dieser Stelle versuchten wir wieder unsere Fähigkeiten als
Kameramänner unter Beweis zu stellen und filmten die Heimfahrt bis nach St. Gerold.
14. Tag 181 Km 23.6.98 Dienstag
Diesmal durchfuhren wir Fontanella-Faschina und Damüls von St. Gerold kommend um
anschließend über den Hochtannbergpaß und Warth wieder nach Tirol zu kommen. Nach einer
etwas langweiligen Strecke erreichten wir Reutte, das Ziel dieses Tages. Da es noch sehr
früh war beschlossen wir aber weiterzufahren und unsere Zelte erst später aufzuschlagen.
Nachdem wir Ehrwald durchfahren haben kletterten wir über den Fernpaß und fuhren
anschließend durch Nassereith und Telfs um uns nun endgültig ein Quartier zu suchen.
Beim ersten Versuch eine Bleibe für die Nacht zu finden, stellten wir fest, daß es
einige Hotels gibt, die unseren finanziellen Vorstellungen überhaupt nicht entgegen
kamen, außerdem wurde uns auf eindrucksvolle Weise das Gesetz der Schwerkraft
vorgeführt. Nichts passiert, außer einem abgebrochenen Fußraster. Während Toni jun.,
Dina und Günter versuchten einen passenden Fußraster zu besorgen, da das Fahren ohne
desselben recht ungemütlich sein kann, versuchte ich ein Quartier zu finden, daß eher
unseren finanziellen Möglichkeiten entsprach. Nach kurzer Zeit wurden beide Versuche mit
Erfolg belohnt und wir konnten uns in Mösern entspannt unserer "Nicht motorisierten
Freizeitgestaltung" widmen.
15. Tag 340 Km 24.6.98 Mittwoch
Wie bei jedem Motorradurlaub war auch diesmal wieder Unken als Zwischenstation fix
eingeplant. Wir verließen Mösern und fuhren über den Seefelder Sattel um uns den
Bergstraßen Bayerns zu widmen. Über den Scharnitzpaß verließen wir Österreich um das
Rißtal zu erreichen. Im Anschluß daran fuhren wir über ein kurzes Stück der Deutschen
Alpenstraße um diese gleich wieder zu verlassen, da wir vor hatten uns die Seen Bayern
etwas näher anzusehen. Als erstes war der Walchensee dran, den wir fast zur Gänze
umfuhren. Über eine besonders beliebte Motorradstrecke, den Kesselberg, erreichten wir
dann den Köchelsee. Weiter ging es nach Bad Tölz und Miesbach nach Bayrischzell. Nun
folgte der nächste Leckerbissen für Motorradfahrer, der Tatzelwurm. Über ziemlich enge
und schlechte Straßen, für die man erstaunlicher Weise sogar Maut zahlen muß,
überquerten wir in Niederndorf wieder die Grenze zu Österreich. Am Walchsee vorbei
stießen wir bei Reit im Winkel nochmals kurz in unser Nachbarland, um dieses jedoch über
den Steinpaß gleich wieder zu verlassen. Nun waren wir in Unken. Wir bezogen in der
selben Pension, wie schon in den vorhergegangenen Urlauben unsere Zimmer.
16. Tag 378 Km 25.6.98 Donnerstag
Von Unken aus fuhren wir über Lofer nach Bischofshofen und anschließend über die
Salzburger Dolomitenstraße Richtung Bad Goisern und weiter nach Bad Aussee. Von Bad
Aussee bis Liezen mußten wir uns mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung bei
gleichzeitigem Überholverbot abmühen, um nach endlosem herumgerolle endlich Liezen zu
erreichen, von wo wir Richtung Hieflau wieder "normale" Straßen befahren
konnten. Über den Halspaß ging es dann durch das Salzatal nach Gußwerk, wo wir uns von
Günter verabschiedeten, da er gleich nach Wien fuhr, wir aber noch einen Kurzaufenthalt
in Mürzsteg eingeplant hatten, um Sabrina, Monika und Norbert zu besuchen, die dort ihren
Urlaub verbrachten. Wir erreichten Mürzsteg nach der Überquerung des Niederalp-Paß in
den frühen Abendstunden. Da Mürzsteg offensichtlich um diese Jahreszeit ausgestorben ist
mußten wir noch die Anstrengungen von 26 Kilometern fahrt auf uns nehmen um noch etwas
eßbares zu bekommen.
17. Tag 196 Km 26.6.98 Freitag
Nach dem Frühstück folgte noch ein Kurzbesuch bei Sabrina, Monika und Norbert um
anschließend nach Mariazell zu fahren und dort die letzten freien Plätze in unseren
Koffern mit Schnaps aufzufüllen. Nachdem dies erledigt war, folgte noch die bereits
bestens bekannte Route unserer Tagesausflüge über Annaberg, Lilienfeld, Hainfeld,
Berndorf usw. nach Wien wo wir unseren Urlaub noch bei einem guten Mittagessen und ein
paar Bieren in der Pizzeria Da Lupo ausklingen ließen.